Limburg. 

Johannes Kalpers hat bei diesem Konzert alles richtig gemacht: Er hat aus den Musikwünschen seiner Anhänger ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, in dem bekannte und weniger bekannte Weihnachtslieder zu einem festlichen Gesamtwerk verbunden werden. Er musiziert mit einem souveränen Ensemble, hat mit Michael Seeboth einen hochkarätigen Sprecher dabei, und er bietet den Limburger Domsingknaben eine große Bühne für deren musikalische Weihnachtsgrüße. Diese Souveränität von Johannes Kalpers war es, die dem Publikum einen stimmungsvollen Abend bescherte.

Mit gewohnter Souveränität präsentierten sich denn auch die Limburger Domsingknaben unter ihrem neuen Leiter Andreas Bollendorf, wie Johannes Kalpers selbst ein ehemaliger Domsingknabe. Der Chor mag nach dem Ausscheiden seines langjährigen Dirigenten Klaus Knubben eine neue Ausrichtung erfahren haben. Auch sind derzeit sehr viele, sehr junge Stimmen zu hören. An der Qualität des Ensembles hat sich indes nichts geändert. Die Stimmen strahlten in einer Klarheit, die die Zuhörer bewegte. Mit einem feierlichen, vollen „Machet die Tore weit“ luden diese Buben und jungen Männer zu einer ersten Hörprobe in ihre Musikwelt ein. Ebenfalls herrlich präzise klang Hermann Schroeders „Ihr Hirten erwacht“, dessen Interpretation tatsächlich so eindrücklich nach unbekümmerter Erwartung und Aufbruch klang, als wären Friede und Freude Selbstverständlichkeiten.

Glückliche Zuhörer

Wundervoll dynamisch ausgereift geriet den Domsingknaben das traditionelle „In dulci jubilo“. Aber auch die Beiträge der hellen Knabenstimmen waren beeindruckend, beispielsweise in „Morgen Kinder wird’s was geben“. Das trugen die von Bollendorf und Stimmbildner Wilhelm Gries geführten Jungen im Anschluss an die kleine Geschichte „Auf der Suche nach dem verlorenen Jesuskind“ vor und hielten damit genau jene Spannung, die vermutlich alle Kinder an Heiligabend befällt: Es ist hektisch und langweilig zugleich. Die Zeit verläuft an diesem Tag in einem anderen, kaum erträglichen, langsamen Rhythmus. Die Kinder warten – und beschäftigen sich, wie Michael Seeboth in diesem entzückenden Text erzählte: Um den Eltern eine besondere Freude zu bereiten, greifen die Kleinen zum Staubsauger – und versenken versehentlich das Jesuskind im Beutel. Der Schreck ist groß, auch weil das Christkind wegen dieser rabiaten Putzaktion die Kinder vielleicht nicht beschenken mag. Doch schließlich wird das Jesuskind und somit das Weihnachtsfest gerettet.

Es waren diese launigen Erzählungen, virtuosen Chor- und Instrumentalbeiträge, die sehr geschickt um die solistischen Glanzstücke gewunden wurden, die Tenor Johannes Kalpers an diesem Abend offenbarte. Etwa bei „Maria durch ein Dornwald ging“ oder dem ergreifenden und von Pianist Dmitrij Koscheew hervorragend begleiteten „Ave Maria“ sowie „Es ist ein Ros entsprungen“. Ebenfalls zauberhaft waren die Robert-Stolz-Komposition „Christrose“ und die entzückende Version von „Kleiner Trommelmann“, die Kalpers gemeinsam mit den Domsingknaben vortrug.

Den musikalischen Höhepunkt erreichte der Startenor mit dem selbst geschaffenen „Festtagszauber“, einem romantischen Werk, das die Weihnachtszeit mit einem zarten Schmelz überzieht, der gerade den richtigen Süßegrad hat. Bei dieser Musik den perfekten Reifegrad zu finden, um die Zuhörer tief zu berühren, das ist die Kunst, die Kalpers beherrscht. Ihm gelingt es, zu verzaubern und sein Publikum glücklich zu machen. Was will man mehr? Noch ein paar Zugaben. . ., darunter die Favoriten auf der Wunschliste der NNP-Leser: den Abendsegen“ von den „Domsingknaben“, das gemeinsam vorgetragene „O Holy Night“ und Kalpers’ Vertonung von Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen.“ Mit der Nummer 1, „Stille Nacht“, verabschiedete sich der sympathische Sänger, ging von der Bühne singend durch den Saal und signierte im Foyer noch lange CDs. Jetzt kann die stille Nacht kommen. (http://www.nnp.de/lokales/limburg_und_umgebung/Musikalische-Vorfreude;art680,1763077)